Datum: 13.10.-17.10.2015 Yangon
Zischenstopp Bangkok: Visa innert 3 Stunden
Frühmorgens um 04:00 Uhr landen wir von Japan in Bangkok, Thailand. Wir haben ein Hostel gleich in der Strasse der Myanmarischen Visastelle (nähe Haltstelle Suratesk) gebucht und können dort schon mal auf den Sofas etwas Schlaf nachholen. Wir möchten die nächsten drei Tage in Bangkok bleiben, um gemütlich das Visa für Myanmar zu organisieren und uns etwas vorzubereiten. Aber alles kommt anders. Als wir um 08:30 Uhr die Passfotos in der selben Strassen erledigen können und unser Antragsformular ausfüllen, realisieren wir, dass ich den Flug nach Myanmar zwei Tage zu früh gebucht habe: Wir fliegen noch heute um 19:00 Uhr weiter. Lange Geschichte kurz zusammengefasst: Dank der Hilfsbereitschaft des Hostelführers und der Schalterangestellten bei der Visastelle haben wir nur drei Stunden später unser Visa in den Händen (Normalerweise kann man das Expressvisa ab 15:30 Uhr am gleichen Tag abholen, wenn schon ein Flug gebucht ist, sie machen es uns aber schon auf 12:00 Uhr bereit). Der Hostelbesitzer lädt uns ein, im Hostel unsere Sachen zu lagern und zu entspannen und verrechnet keiner der beiden vorreservierten Nächte. Schlussendlich können wir in Ruhe noch Dollars wechseln, essen und dann geht es an den Flughafen wo wir ohne Probleme den Flug nach Myanmar erwischen.
Start in Myanmar
Nach turbulenten Stunden in Bangkok landen wir in Myanmar, in Yangon, der ehemaligen Hauptstadt Myanmars. Nach problemlosen Bargeldbezug am ATM am Flughafen im Yangon halten wir nun unseren Stapel Kyatt in den Händen. Wie kommen wir nun vom 15 km entfernten Flughafen in unser Guesthouse in Downtown?
– Taxifahrt: Wäre sicher die einfachste Möglichkeit.
– Zugfahrt: Abends spät fährt dieser nicht mehr.
– Busfahrt: Da müssen wir zu erst 15 Minuten gehen, rechts an der Hauptstrasse entlang bis zur Meile 10. Die Dame bei der Touristeninfo weiss nicht, ob noch Busse fahren. Tönt spannend, also testen wirs doch mal aus.
Nach 20 Minuten gehen sind wir völlig verschwitzt, die Umstellung vom gemässigten Klima Japans in das feuchte, heisse, tropische Klima Myanmars geht nicht spurlos an uns vorbei. Ein Taxifahrer zeigt uns, wo der Bus fährt und nach nur wenigen Minuten rast ein Bus auf uns zu. Wir heben die Hand, der Bus macht eine Vollbremse und kaum sind wir mit den Füssen auf dem Trittbrett, geht die rasante Fahrt weiter. Die Jungs sagen Bushaltestellen an, speeden nach rechts oder links um mit den ausgestreckten Armen den anderen Verkehrsteilnehmern zu signalisieren, wo der Bus hin will und dazwischen lächeln sie uns aufgestellt zu. Nach einmaligem Umsteigen erreichen wir bald unser Guesthouse, wo uns trotz später Stunde strahlend der Besitzer und sein Sohn empfangen.
Wow, Myanmar und wir mittendrin. Mehr kann ich noch gar nicht sagen, zu viele erste Eindrücke.
Einleben und Akklimatisieren
Myanmar – ein Entwicklungsland, welches zu den ärmsten Asiens, ja auf der ganzen Welt gehört… Wie wird das? Wie sollen wir uns verhalten? Was ist richtig, was ist falsch?… Viele Fragen ohne Antworten…
Wir entschliessen uns, die ersten vier Tage in Yangon zu verbringen und uns Zeit zu lassen, in diesem Land anzukommen und uns einzuleben. Sowohl für die klimatische wie auch die kulturelle Umstellung möchten wir uns Zeit lassen. Fürs Erste bleiben wir dabei, kein Taxi zu nutzen, sondern die öffentlichen Verkehrsmittel und unsere Füsse ihren Weg machen zu lassen.
Auf den Strassen Yangons
Kaum aus dem Haus, gilt es, sich auf den Strassen zu bewegen. Autos und Busse rattern an uns vorbei und so bald auf den mehrspurigen Strassen auf einer Spur kein Auto ist, heisst es, loszugehen, stoppen, warten, weiter und dann erreicht man sicher und problemlos die andere Seite. Sitzen wir im Bus selbst, fühlen wir uns um einige Jahre zurück versetzt. Die meisten Buse sind ausrangierte Fahrzeuge, klapprig, harte und verrostete Bänke und wir müssen aufpassen, dass wir uns nicht an den aufgeheizten und ungeschützen Flächen verbrennen. Die Fahrt ist rasant, aber auf das Fahrerteam ist Verlass. Während der Fahrer dieses bei uns unter funktionsuntüchtigen Fahrzeug durch die staubigen Strassen steuert, zeigen die jungen Helfer den anderen Fahrzeugen, wo der Bus durch will, schieben bei Stopps an Hängen einen Holzbalken unter die Räder, kassieren das Reisegeld und schauen, dass wir an der richtigen Stelle geschützt aussteigen können.
Das alltägliche Leben: Essen
Ein schnell auftauchende Frage ist, was sollen wir essen, wie vertragen wir wohl das Essen? Das Leben spielt sich an den Strassenrändern ab und deshalb gehen wir an den verschiedensten Ständen vorbei, an welchen Mahlzeiten zubereitet werden und meist kleine Plastikstühle für die Gäste bereit stehen. In den ersten Tagen tasten wir uns an diese Angebote ran und es schmeckt 🙂 Einfache und oft sehr ölige Gerichte sind es, aber gegen das Nudelgericht, die riesigen Frühlingsrollen oder das leckere Gepäck mit Zucker… darüber können wir uns gar nicht beklagen.
Die Menschen
In Yangon sind die Menschen sicher gewohnter, Touristen zu sehen, und trotzdem, die neugierigen und interessierten Blicke begegnen uns an unzähligen Orten. Die Menschen nicken uns zu und das Lächeln in den Gesichtern ist wunderschön. So kommt es auf den Strassen schnell zu einem längeren oder kürzeren Gespräch: So zum Beispiel das freudige aber schüchternde Lächeln des Mannes und seiner Freunde beim Essensstand, bei welchem wir das erste Mal burmesisch Essen; der kleine Junge, der mit uns von der Brücke das Geschehen beobachtet; die Marktdamen mit ihren schön geschminkten Gesichtern mit Thanaka oder der junge Herr, welcher fleissig englisch und französisch büffelt, um einen Tourguide werden zu können und nach einem Jahr fast ein grösseres Englischvokabular hat als ich.
Vorhin habe ich Thanaka erwähnt, dies ist eine helle gelbliche Paste aus Baumrinde. Thanaka hat einerseits die Funktion eines Make-Ups, andererseits soll es gegen die Sonnenstrahlung schützen und gut für die Haut sein.
Shwedagon-Pagode
Zu der beeindruckendsten Sehenswürdigkeit gehört die Shwedagon Pagode, das Wahrzeichen und religiöse Zentrum Myanmars. Kurz vor Sonnenuntergang treten wir über einen der vier Eingänge auf den Hauptplatz. Zu Beginn sprechen uns in nur kurzen Abständen drei verschiedene Personen an, beginnen ein Gespräch, fragen, von wo wir sind und auf die Antwort Schweiz, wissen sie sofort das in diesem Land vier Sprachen gesprochen werden. Nun ja, das zu erst sehr freundlich und die direkte Art stellt sich schnell als Kundensuche für eine Tour heraus. Wir verneinen, möchten wir heute einfach die Stimmung auf uns wirken lassen. Es wimmelt von Touristen und Tourguides, aber auch scheint es ein Ort der Begegnung und der Geselligkeit zu sein. Wir sehen die Leute beten aber auch zusammensitzen und plaudern. Wir finden dies sehr angenehm, machen uns in Uhrzeigersinn auf den Weg um die Pagode, in welcher 7 Buddha-Haare bewahrt seien sollen.
Rundreise mit dem Zug, neue Bilder, Armut
Von Yangon Station nehmen wir den Zug um uns auf eine mehrstündige Reise rund um Yangon zu machen. Die reine Fahrtzeit dieser Rundfahrt dauert etwa drei Stunden, wir steigen aber an irgendeiner Stelle aus und gehen dort etwas essen. Die Zugfahrt empfehlen wir jedem, so eröffnen sich Möglichkeiten, in Kontakt mit den Menschen zu kommen, die ländliche Gegend um Yangon zu sehen, aber auch die unterschiedlichen Lebenswelten zu sehen, sowohl die schönen wie auch die traurigen oder nachdenklichen Momentaufnahmen.
Ich habe euch bis jetzt, von all den faszinierenden Dingen erzählt, die wir hier erleben und trotzdem möchte ich nicht die Augen verschliessen. Wir sehen die oft fehlenden Sanitärenanlagen, die grosse Abfallverschmutzung, die mageren Körper, die arbeitenden Kinder, die breite Spanne der gut gebauten Häusern bis zu einer gespannten Plastikblache als Dach über den Kopf, … Einerseits stimmt uns diese wahrscheinlich sehr grossen Unterschiede zwischen arm und reich sehr nachdenklich, andererseits staunen wir über die Ausstrahlung der Menschen, die teilweise unter Bedingungen leben, welche wir uns wahrscheinlich nur zu Bruchstücken vorstellen können.
Bilder, die nebenbei entstehen
Sicht auf die Sule Pagode
Kolonialgebäude der Briten
Mönch im Kandawgy-Park auf dem Weg zur Shwedagon Pagode
Ngahtatgyi Paya, einer der eindrucksvollsten, sitzenden Buddhas in Asien
Nachhaltiger Tourismus in Myanmar
Wir haben nun versucht, in Worte und Bilder unsere ersten Eindrücke euch mitzugeben. Unser Start in Myanmar ist nicht nur geprägt von diesen Bildern, sondern viele Gedanken und Überlegungen beschäftigen uns hier: Was ist nachhaltiger Tourismus? Wie möchten wir uns in diesem Land bewegen? Welche bewussten und unbewussten Beiträge leisten wir? Welche Bilder von Touristen beeinflussen wir? …
Bis jetzt haben wir auf die meisten Fragen noch keine Antworten, jedoch werden wir versuchen unseren Fussabdruck möglichst gering zu halten.
Genießt die Zeit 😊