Phnom Penh

Von Florian am  11.01.2016 |

Datum: 09.01. – 11.01.2016 Phnom Penh

Phnom Penh – die Grossstadt

Erneut nutzen wir die „Capitol“-Busgesellschaft um nach Phnom Penh zu gelangen. Wir geniessen, dass diese Busgesellschaft das Büro immer zentral an den Orten hat und uns so nervige Diskussionen und unnötiges Nerven über erhöhte Tuktukpreise ersparen. Es ist wohl die günstigste Fortbewegung, aber anscheinend mit der höchsten Unfallsrate…  so viel zur Fortbewegung in Kambodscha.

Als wir uns Phnom Penh nähern, wird erst mal der Bus gewaschen, damit man in der Stadt ein gutes Bild abgibt ;). Leider geht der Plan nicht ganz auf, denn der letzte Abschnitt vor der Stadt wird gerade umgebaut und so ist wiedermal alles am Strassenrand in den rötlichen Staub gehüllt. Mit der Zeit verteilt die Lüftung den Staub auch im Bus und alles wird immer bräunlicher. Zum Glück haben wir es bald geschafft, denn die hintersten Plätze sind nicht empfehlenswert. Dort befindet sich der Motor und die Wärme heizt die Füsse und den Po auf, zudem funktioniert die Lüftung vorne am besten und hinten am schlechtesten.

Als wir aussteigen, wollen uns die TukTuk Fahrer wiedermal übers Ohr hauen. Wir lehnen ab, beginne zu gehen und kommen schlussendlich für unsere Preisvorstellungen mit einem anderen Fahrer im Hostel an.

Auf der Fahrt dort hin haben wir Zeit, die Stadt zu betrachten. Wir sehen neue Gebäude, Hochhäuser, Leute in Anzügen, moderne Autos… Anscheinend ist Phnom Penh in den letzten Jahren zu einer richtigen Grossstadt herangewachsen und viele internationale Firmen haben hier einen Sitz aufgebaut. Uns gefällt es weniger, aber die Stadt hat noch immer eine andere Seite zu zeigen.

So besuchen wir das Olympische Stadion, welches am Abend zum Treffpunkt für Aerobic und sonstige Aktivitäten wird und beim Capitolbus staunen wir nicht schlecht, dass die Logistik hier überhaupt funktioniert:

Partyhostels sind nicht unsere erste Wahl aber mindestens eine Nacht müssen wir im Mad Monkey verbringen. Denn nur so bekommt man eine Bewilligung, auf Koh Rong Samloem ins Mad Monkey Resort zu gehen. Da wir uns diese Option offen halten wollen, buchen wir eine Nacht in Phnom Penh. Zu unserer Überraschung ist es nicht so schlimm, wie wir immer gedacht haben. Die Zimmer sind sauber, die Party fängt früh an und um 23:30 Uhr wird die Bar geschlossen. In der Nacht werden wir von niemanden der gerade betrunken ins Zimmer torkelt geweckt, noch muss sich jemand übergeben. So entscheiden wir uns auch, gleich noch eine Nacht anzuhängen, anstatt nach der Pflichtnacht nach einer anderen Bleibe zu suchen.

Furchtbare Vergangenheit

In Phnom Penh wollen wir uns mit der Vergangenheit Kambodschas beschäftigen und so nutzen wir einen Tag um das Choeung Ek (Killing Field) und das Tuol-Sleng-Genozid-Museum (S-21) zu besuchen.

Choeung Ek (Killing Field)

Das Choeung Ek liegt etwas ausserhalb der Stadt und als wir dort ankommen, sind wir überrascht, dass der Audioguide (6$) sogar Deutsch umfasst. Mit dem deutschen Audioguide machen wir uns auf den Weg, halten an den verschiedenen Posten und hören uns die Geschichte dieses furchtbaren Ortes an. Wenn man den Ort betritt, glaubt man kaum, was sich hier zugetragen hat. Die Rote Khmer nutzte diesen Platz, um Feinde des Kommunismus hinzurichten. Dazu gehörten eigentlich alle, welche in den Städten lebten, gebildet waren, Ausländer, eine Brille oder einfach zu weiche Hände haben. Stück für Stück werden wir durch den Audioguide weiter in Details eingeführt und mit jedem Satz erfährt man mehr über die Brutalität der Roten Khmer. So wurden die zu exekutierenden Personen nicht erschossen, nein das wäre zu teuer gewesen, sie wurden einfach mit irgendwelchen Feldwerkzeugen wie Bickel, Hammer, Knüppel usw. zu Tode geprügelt. Die Leichen wurden dann in ausgehobene Gruben geschupst und wer noch nicht Tod war, wurde teilweise einfach seinem Schicksal überlassen.

Die persönlichen Geschichten von Kambodschanern, welche Teile ihrer Familie verloren haben, oder von Wärtern aus dem Choeung Ek machen all dies noch etwas greifbarer, aber vorstellen kann man sich diese Brutalität fast nicht. Diese ging so weit, dass Soldaten die Babys den Müttern weggenommen haben, diese mit dem Kopf an den Baum geschmettert haben und zusammen mit der Mutter in die Grube nebenan geworfen haben.

Neben dem Killing Field in Phnom Penh gab es noch über 200 weitere Killing Fields, welche im ganzen Land verteilt sind. Dies alles geschah unter der Schreckensherrschaft der Rote Khmer von 1975-1979 (also noch nicht mal 40 Jahre ist es her). So können noch heute durch Regen und Erodierung Knochenfragmente, Zähne und Kleider an der Erdoberfläche erscheinen…

Tuol-Sleng-Genozi-Museum (S-21)

Unser zweiter Stopp an diesem Tag ist das Tuol Sleng Gefängnis. Dieses geheime Gefängnis, welches in einer ehemaligen Schule errichtet worden ist, diente dazu, den Menschen wilde Geständnisse über Verbindungen zur CIA und anderen ausländischen Organisationen zu erzwingen. Niemand wurde frei gelassen, solange kein Geständnis abgelegt worden ist. Und wer ein Geständnis abgelegt hat und all die Foltermethoden überlebt hat, wurde danach zum Killing Field Choeung Ek gebracht, wo er auf brutale Weise sterben musste.

Durch die penible Dokumentation der Roten Khmer ist inzwischen vieles über den Ort bekannt. So wurden die meisten Gefangen bei Eintritt fotografiert und ihre Daten festgehalten. Wir laufen zwischen den Bildern durch, Gesicht um Gesicht von all den Personen, die an diesem Ort unvorstellbare Dinge erlebt haben und dann getötet wurden… Durch die Foltermethoden konnte die Roten Khmer die Geständnisse hören, die sie wollten. Nur 7 Gefangene haben es lebend aus dem Foltergefängnis geschafft, weil sie für die Roten Khmer nützlich waren. Als die Roten Khmer durch die Vietnamesen besiegt worden waren, wurden viele Akten vernichtet und die letzten Gefangen wurden kurzum ermordet.

Als der Ort gefunden worden ist, wurde dies fotografisch festgehalten und so sieht man heute in der Ausstellung auch Bilder des Fundes. Laut der Beschreibung, hat es mehrere Monate gedauert, bis kein bestialischer Gestank mehr von dem Gebäude ausgegangen ist.

Obwohl wir schon von der Roten Khmer gelesen haben und wussten, das viel Furchtbares geschehen ist, fiel es uns doch schwer, diese Orte zu besuchen und auch jetzt, wo ich diesen Blogeintrag schreibe, empfinde ich immer noch grosse Trauer über das, was passiert ist. Vor allem wenn man bedenkt, dass dies noch nicht mal 40 Jahre her ist und der Rest der Welt keine Ahnung hatte, was vor sich ging, oder nicht wahrhaben wollte.