Kampot und Kep

Von Sarah am  22.01.2016 |

Datum: 17.01. – 19.01. und 21.01. – 22.01.2016 Kampot / 19.01. – 21.01.2016 Kep

Verschlafenes Kampot

Entspannt und ausgeruht von unserer Inselzeit auf Koh Rong Samloem erreichen wir die Stadt Kampot. Erneut erwartet uns nicht grossstädtiges Treiben, sondern entspannte, gelassene, verschlafene Stimmung: Märkte, Strassenstände, eine kleine Touristenecke und verschiedenste Projekte, geprägt von westlichen Auswandern. Nach wie vor finden wir dies ungewohnt und doch scheint es zu stimmen. Es ist schwierig, diese kambodschanischen Städte zu beschreiben, irgendwie wirkt es wie ein Dorf und gleichzeitig ist es sehr westlich geprägt. Nun ja, uns gefällts und erneut ist es einfach, auch Landleben zu sehen. Mit dem Fahrrad radeln wir auf die gegenüberliegende „Fischerinsel“, fahren den riesigen Salzfeldern entlang und während die Sonne gnadenlos auf uns scheint, fahren wir mal rechts mal links: Felder, schlafende Menschen in Hängematten, Motobikes, Abfälle verteilt in der Natur, winkende Familien, einfache Häuser, …

Am Abend gehen wir ins „Kino“ des Ortes, in welchem täglich zu einer bestimmten Zeit ein Film im „grossen Kinosaal“ läuft und man sich auch Privatzimmer mieten könnte. Wir entschliessen uns für den heutigen Film für umgerechnet 3.- Franken und machen es uns auf dem selbstgebauten Bettsofa bequem. Obwohl wir einen Stromausfall hatten und die Betreiber den Beamer wechseln mussten, konnten wir den Film bis am Schluss sehen.

Kep – einst der Ort für all die Reichen und Mächtigen

Unser nächstes Ziel ist der nahe gelegene Ort Kep. Wir mieten uns ein Motobike und nutzen die nächsten Tage, dem Kampot-Pfeffer auf den Grund zu gehen, den Nationalpark zu besuchen und die ländliche Gegend an der kambodschanischen Südküste zu erkunden. Doch zu erst zu Kep.

Kep mit seinem Badestrand war einst ein beliebtere Ort bei den Reichen und Mächtigen. Doch während der Herrschaft der Roten Khmer und des Bürgerkriegs wurden die Villen zerstört und sind nun nur noch als Ruinen da. Der Ort ist heute wieder ein beliebtes Ausflugsziel für die Kambodschaner und auch internationale Besucher werden auf den Ort aufmerksam. Der Ort selbst wirkt nicht besonders einladend, besser gesagt, auf uns wirkt es fast etwas verlassen und verstreut. Aber es gibt hier und in der Umgebung einige Dinge zu entdecken, also nicht auslassen!

Wir quartieren uns in der Nähe des Nationalparks im Gästehaus „Bacoma“ ein. Die „Zimmer“ sind kleine Steinhütten und mit viel Charme und Liebe eingerichtet. Am Abend gibt es im Garten jeweils ein Open-Air-Kinofilm und wir lernen den netten Besitzer kennen, einen Schweizer 🙂

Ein Besuch des Krabbenmarkt von Kep darf nicht fehlen. Kleinere Restaurants, dicht aneinander und auf Holzstelzen über dem Wasser gebaut, bieten köstliche Meeresfrüchte an. Besonders bekannt sind die frisch gefangenen Krabben mit dem berühmten grünen Kampot-Pfeffer (mehr zum Pfeffer, siehe weiter unten).

Nationalpark Kep

Am frühen Morgen starten wir auf dem 8 km langen Rundweg im Nationalpark Kep. Dank dem Restaurant Led Zep wird dieser Ort gepflegt und die Ausschilderung gleicht ein bisschen den Wandermarkierungen der Schweiz. Nach der Hälfte des Rundgangs nehmen wir einen kleinen, schmalen Weg in den Dschungel. Ab jetzt wird es steil, teilweise so steil, dass wir froh sind, sind Seile befestigt, die uns den Aufstieg erleichtern.

Kampot-Pfeffer aus Kep

Geht doch dort hin, wo der Pfeffer her kommt… Ja, da sind wir nun, und zwar in Kampot. Der Kampot-Pfeffer gehört zu den edelsten Pfeffer auf der Welt. Die Bodenbeschaffenheit und das Klima sind für die einzigartige Pfefferart verantwortlich. Einst florierte die Gegend, denn zum Beispiel in Frankreich war ein gutes „steak au poivre“ ohne Kampot-Pfeffer undenkbar. Nach der Zerstörung der Felder unter anderem während der Zeit der Roten Khmer, ging der Anbau von Pfeffer verloren. Erst seit ein paar Jahren wird wieder Pfeffer im grossen Stile angebaut und viel Know-How muss wieder erarbeitet werden.

Wir machen uns auf den Weg zu einer Pfefferplantage in Kep. Kurzer Zwischenschub, um keine Verwirrung zu stiften: Kep gehörte einst zur Kampot-Provinz ist nun aber eine eigene Provinz. Der Pfeffer vor Ort  wird weiterhin „Kampot-Pfeffer“ genannt, weil damit die Qualität assoziiert wird und eine Umbenennung nur Verwirrung schaffen würde.

Auf „Sothy’s Pepper Farm“ erhalten wir eine Führung durch das Gelände. Die verschiedenen Volunteers bieten in verschiedensten Sprachen die Führung an und wir geniessen es, wieder einmal auf Deutsch zu zuhören zu können. Die Farm gehört mit weiteren kleineren Farmen zur „Kampot Pepper Promotion Association“. Die Mitglieder verpflichten sich, ihren Pfeffer organisch an zu bauen, sie kämpfen für diese Art von Anbau und leisten so auch einen wichtigen Beitrag für die Umwelt Kambodschas. Denn der nicht organische Anbau zerstört das Land, ist für viele aber verlockend, da es kurzfristig deutlich mehr Gewinn abwirft. Beim Kauf von Kampot-Pfeffer kann man sich an folgenden Zeichen orientieren (Achtung: in Souvenirläden sind diese teilweise gefälscht, also genau anschauen oder direkt bei den Farmen einkaufen gehen):

Es gibt vier Pfeffersorten: Schwarz, rot, weiss und grün, welche alle aus derselben Pflanze gewonnen werden. Die einzelnen Früchte reifen unterschiedlich schnell und werden deshalb zum gewünschten Reifezeitpunkt von Hand selektiert und geerntet.

Der gründe Pfeffer:

Der grüne Peffer ist der wertvollste und wird als frische Staude abgeschnitten. Sind die Früchte abgeschnitten, ist der Pfeffer für etwa eine Woche haltbar.

Der schwarze Pfeffer:

Wenn sich die Pfefferfrüchte an der Pflanze beginnen zu verfärben, also mit dem Reifen starten, werden sie geerntet und einige Tage in der Sonne getrocknet.

Der weisse Pfeffer:

Kurz vor der vollen Reife werden die Früchte für die Produktion des weissen Pfeffer geerntet. Anstatt sie direkt trocknen zu lassen, werden sie zu erst einige Tage in Wasser eingeweicht, um die Schale zu lösen. Nach dem Entfernen der Schale werden nun auch diese Körner einige Tage in der Sonne getrocknet. Die Produktion des weissen Pfeffer ist die Aufwändigste.

Der rote Pfeffer:

Einige Körner werden beim Reifeprozess rot, diese werden separat abgelesen und danach wie der schwarze Pfeffer an der Sonne getrocknet. Während dem Trocknen verfärbt sich der Pfeffer dunkelbraun.

Das ländliche Kambodscha

Während wir die Eindrücke auf uns wirken lassen und die gemütlich ruhige Stimmung geniessen, denken wir über unsere Reise in Kambodscha nach. Ein Land, auf der einen Seite mit einer grausamen Vergangenheit, die noch nicht lange zurück ist, und auf der anderen Seite, Menschen, die Gelassenheit und Freundlichkeit ausstrahlen. In den verschiedenen Städten haben wir oft die grossen Unterschiede zwischen Arm und Reich gesehen, der Anfang von verbesserten Infrastrukturen, ausländische Investoren, NGOs,… Ich nehme an, dass es einen grösseren Zuwachs in den einst sehr verlassenen Städten gegeben hat, die jungen Leute auf bessere Chancen in den Städten hoffen und vielleicht teilweise auch erhalten. Doch wie lebt die Mehrheit Kambodschas? Aus unserer Sicht sind die meisten Gebiete ländlich und der Anbau von Reis, Gemüse und Früchte haben einen hohen Stellenwert in der Bevölkerung. Wir nutzen unsere Zeit in Kampot und Kep, nochmals beobachtend die Gegend zu erkunden. Wir mieten ein Motobike und fahren auf dem Weg nach Kep, wenn möglich, auf den kleineren Strässchen und von Kep selbst, fahren wir noch bis 10 km vor die Grenze zu Vietnam. Auf unserer Entdeckungsreise sehen wir vor allem Felder, Felder und Felder – so weit das Auge reicht (leider auch sehr viel Abfall und Plastik, wie zum Beispiel am versteckten Sandstrand Angkuhl…). Dazwischen baden die Wasserbüffel, Hühner springen über die Strassen und Hunde schauen, wer in ihr Revier kommt. Die Menschen nicken uns zu und schnell huscht ein Lächeln über das Gesicht. Als wir an einer Strassenkreuzung eine Pause machen und die vollbeladenen Motobikes mit dem zu recycelnden Abfall fotografieren, winken uns die Frauen und Männer freudig zu, die Schulkinder verlangsamen ihre Fahrt mit dem Fahrrad und kommen neugierig auf uns zu.

Und während wir die fremde Luft, die Eindrücke und Momentaufnahmen versuchen zu speichern, realisieren wir, dass es hier fast wirkt, als wäre die Zeit schon länger stehen geblieben. Aber das ist sie nicht und soll sie auch nicht. Wir hoffen, dass notwendigen Verbesserungen wie die Räumung von Klusterbomben, Wasserzugang, Bildung, Sicherung der Existenz, usw. vorwärts getrieben werden und dem Land und seinen Leuten zu mehr Sicherheit in verschiedensten Lebensbereichen verhelfen.