Datum: 01.11.-05.11.2015 Hsipaw / 05.11.-06.11.2015 Wanderung um Hsipaw
Ruckel Zug von Pyin Oo Lwin nach Hsipaw
Bekannt ist Hsipaw (ausgesprochen „Schipaw“) vorallem durch seine Zugstrecke von Pyin Oo Lwin aus über das grösste Viadukt in Myanmar’s. Überall steht geschrieben, dass die Fahrt sehr ruckelig und interessant ist. Nach langem Überlegen, ob wir nun vom Inle Lake lieber in den Süden oder in den Norden wollen, entscheiden wir uns für Hsipaw und wollen auch die Zugfahrt erleben.
So fahren wir über Nacht von Nyaung Shwe nach Mandalay, wo wir ein geteiltes Taxi nehmen und nach Pyin Oo Lwin kommen, von wir direkt den Zug nach Hsipaw nehmen können. Leider sind wir schon um 6:00 Uhr in Pyin Oo Lwin am Bahnhof und ausser uns ist noch niemand da. Die für uns ungewohnt kühleren Temperaturen verleiten uns dazu, Socken und Jacke anzuziehen, dazu geniessen wir im „Bahnhofcafe“ den myanmarischen The. Bevor der Zug losfährt, treffen wir die zwei Schweizer, Luca und Andrea, welche wir bereits in Yangon kennengelernt haben, wieder und in den nächsten Tagen gemeinsam unterwegs sein.
Für die Fahrt nach Hsipaw, welche ca. 7 Stunden dauert, kann zwischen „ordinary“ und „upper class“ ausgewählt werden. In der Ordinary Klasse sind hauptsächlich Locals und man setzt sich auf einfache Holzbänke in ein Viererabteil. Die Upper Klasse hingegen, meist nur von Touristen gebucht, besitzt Stoffsessel, welche man wie in Japan drehen kann und somit zu zweit dort sitzt. Wir entscheiden uns für die normale Klasse, da wir fühlen wollen, wie die meisten Leute hier reisen müssen, da oft das nötige Kleingeld für die höhere Klasse fehlt.
Der Zug rattert los und die ersten Blätter fliegen kurze Zeit später durch die offenen Fenster in das Wageninnere. Wir haben Zeit und beobachten die Leute um uns herum, geniessen, dass wir nur zu zweit im Viererabteil sitzen und frieren dank dem Regen ein wenig vor uns hin. Später steigt eine Familie hinzu welche sich zu uns setzt und von Sarah erfahre ich, dass die Mutter zwischendurch immer wieder meine blauen Augen studiert hat. Im Allgemeinen freuen sich die Leute, dass wir bei ihnen in der normalen Klasse mitfahren und so sehen wir beim herumschauen, immer wieder ein Lächeln und neugierige Blicke. In der Zwischenzeit hat es auch angefangen zu holpern, ruckeln und es wird langsam ungemütlicher. Bei einer Haltestelle kommt eine Frau zu uns und meint, dass dies ihr Platz ist. Der Kontrolleur kommt vorbei und klärt uns auf, dass wir in die Upper Klasse müssen, obwohl wir ein normales Ticket gekauft haben. Anscheinend wurde da etwas durcheinander gebraucht und so wechseln wir nach ca 1.5 Stunden in die Upper Klasse und verpassen, was sich in der normalen Klasse während der restlichen Zugfahrt abgespielt hat. Wir dösen dort ein wenig vor uns hin, lesen und fahren über das Viadukt, welches zum Überqueren eindrücklicher ist als zum Anschauen. Zwischenzeitlich rüttelt es so fest, dass nicht einmal mehr lesen möglich ist und wir fragen uns, wie es wohl den Leuten auf den Holzbänken geht.
Die nähere Umgebung
Rund um Hsipaw kann man gut Trekkings machen, aber da es geregnet und wir wissen, wie schlammig es bei Regen sein kann, schauen wir uns erst mal die nähere Umgebung an. So erkunden wir am ersten Tag Little Bagan. Tatsächlich sind hier diverse alte und bewachsene Stupas, ähnlich wie in Bagan zu finden aber natürlich viel, viel überschaubarer. Auf dem Rückweg kommen wir bei einer Schule vorbei und schauen interessiert, was die Kinder machen. Natürlich schauen diese genau so interessiert zurück, was wir machen und so manch einer getraut sich sogar, einen Witz zu machen (sobald wir etwas weiter weg sind).
Am nächsten Tag leihen wir uns Motobikes aus und fahren in fast alle Himmelsrichtungen und erkunden den Wasserfall, den Sunsethill und ein Shan-Dorf. Der Weg zum Wasserfall ist eher eine Offroadstrecke und wir müssen immer wieder aufpassen, dass wir nicht im Schlamm stecken bleiben oder uns das Hinterrad wegrutscht. So fahren wir vorbei an einem chinesischen Friedhof, Reisfeldern, Bananenbäumen und einer Mülldeponie. Bei einer Flussüberquerung über einen kleinen Balken müssen wir schlussendlich aufgeben, unser Motobike hinstellen und zu Fuss weiter gehen. Aber der Weg hat sich eindeutig gelohnt, der Wasserfall ist einer der Schönsten, welcher wir auf unserer Reise gesehen haben.
Mit dem Motorbike in die „Sperrzone“ nach Mansam
Am Abend erkundigen wir uns, wie wir nach Mansam kommen(im Reiseführer steht Mensen, was zu erst Verwirrung stiftet), wo drei mal die Woche ein Markt stattfinden soll. Die Frau beim Motobike-Verleih hilft uns, herauszufinden, wann der Markt wirklich ist und gibt uns die Motobikes schon am Abend mit, damit wir am nächsten Morgen um 06:00 Uhr los können. Wir sind uns nicht ganz sicher, ob wir wirklich in diese Region kommen oder ob wir von der Polizei/Militär angehalten und zurückgeschickt werden. Denn Ausländern ist es nicht gestattet in die „Sperrzone“ zu fahren und dort zu übernachten, denn in der Region herrschen nach wie vor Konflikte. Da wir nur tagsüber dort sind, sollte dies aber klappen.
Und so kommt es auch, wir passieren dern Checkpoint der Polizei an der Brücke, ohne dass uns jemand aufhält (naja, es war gar niemand dort). Als wir um 08:30 Uhr ankommen, sind wir etwas zu spät dran. Trotzdem schauen wir uns noch nach Kleidern um, frühstücken etwas, treffen einen Guide aus Kalaw und unser „Reisekoffer“ wird mit weiteren Erinnerungen und Erlebnissen gefüllt.
Im Allgemeinen begegnen uns die Leute hier sehr freundlich und man merkt, dass hier nicht viele Ausländer hin kommen. Trotzdem bekommen wir von einigen den Rat (soweit wir ihre Handzeichen und das wenige Englisch richtig gedeutet haben), lieber früher als später wieder zurück zu gehen, da wir uns sehr nahe an den Konfliktgebieten befinden, wo auch immer wieder mit Waffengewalt, Entführungen und Vertreibungen vorkommen.
Wir nehmen uns den Rat zu Herzen und fahren gemütlich Richtung Hsipaw zurück. Der Weg ist erneut genauso spannend und schön, wie das Ziel selbst. Unterwegs stoppen wir ein paar mal für Tee, in einem kleinen Dorf mit einer Schule und bei sonstigen schönen Eindrücken. Als wir wieder zurück beim Checkpoint sind, werden wir mit einem Handzeichen auf die „sichere“ Seite gewunken. Auf unserer ganzen Fahrt haben wir nur ein anderes Touristenpärchen gesehen, welches an diesem Tag in diese Region gefahren ist und obwohl wir nicht Angst hatten, viel eine kleine Last von unseren Schultern, als wir wieder zurück waren. Was sich in dieser Gegend wirklich alles abspielt und was dies für die Leute selbst bedeutet, bleibt für uns verborgen.
Trekking nach Pankam
Endlich scheint die Umgebung genügend trocken und wir entscheiden uns, ein Trekking in ein Palaung Dorf zu unternehmen. Unser Guide ist leider nicht so gesprächig wie der am Inle Lake aber trotzdem gibt er Auskunft, wenn man mit Fragen zu ihm kommt. So erfahren wir etwas weniger über unsere Umgebung aber zum Reden ist es sowieso fast zu heiss 😉
Eine grössere Einnahmequelle des Ortes Pankam ist der Schwarztee, welcher etwas ausserhalb des Dorfes an den Hügeln angebaut wird. Dieser wird dann gedämpft, gerieben, fermentiert und nach zentral Myanmar verkauft. Leider konnte uns unser Guide nicht sagen, welche Menge um das Dorf angebaut/geerntet wird. Auf die Frage hin, warum sie denn nicht mehr Pflanzen anbauen, meint er nur, dass die Frauen die Teeblätter mit ihren Körben ablesen und Platz benötigen, damit sie durchgehen können.
Wir haben Glück und im Dorf Pankam ist heute ein Fest, bei welchem Spenden an die Mönche gehen und dazu getanzt und gesungen wird. Zudem haben hier die Männer und Frauen der Umgebung die Möglichkeit, sich kennen zu lernen beziehungsweise vor den Augen aller Anwesenden, zu zeigen, dass man am Gegenüber interessiert ist und somit eine Verlobung eingeht (sofern wir alles richtig verstanden haben). Dazu tanzen die Männer um die Frauen und nach dem Lied kann man seiner Herzensdame dann ein Lied singen und wenn sie das Interesse teilt, singt sie zurück und der Bund ist besiegelt. Diese Tradition finde nur zwei mal im Jahr statt. Für dieses Fest wird sich natürlich herausgeputzt und von Jung bis Alt tragen alle Frauen die traditionellen Kleider mit vollem Stolz.
Während die benachbarten Leute am nächsten Tag winkend und gleichzeitig freudig wie auch traurig sich von ihren Gastgebern verabschieden, verlassen auch wir unsere Gastgeber vor Ort. Und bald ist es Zeit für einen weiteren Abschied. Die Wege von Andrea und Luca und uns trennen heute. Wir schauen auf eine tolle gemeinsame Zeit hier zurück und wer weiss, vielleicht kreuzen sich unsere Wege in Südostasien nochmals.