Hiroshima und Myamjima

Von Sarah am  20.09.2015 |

Datum: 18.09.2015 Übernachten in Shin-Osaka / 19.09.-20.09.2015 Hiroshima und Myamjima

Nach Natur und Abgeschiedenheit hin zu Stadt, Geschichte und Silverweek

Von Kudoyama kommen wir Abends noch bis Shin-Osaka, wo wir über Airbnb ein kleines Hostel gefunden haben. Wie unsere Übernachtungen in den nächsten Tage aussehen, ist noch unklar und wird sich nicht so leicht lösen. Denn nun ist Silverweek in Japan und alle Hostels und Hotels sind für mehrere Tage völlig ausgebucht. Trotzdem bleiben wir beim Plan, am nächsten Tag nach Hiroshima zu gehen und dort zu übernachten, vielleicht im Internetcafé?

Die kurze Zugfahrt (die Shinkasen sind fast zu schnell, lange entspannen ist da nicht) überzeugt uns nicht. Wie soll ich es ausdrücken? Nun ja, irgendwie haben wir uns Japan grüner und mit lauter alten Gebäuden vorgestellt. Stattdessen sehen wir völlig überbaute Flächen, hohe Plattenbauten und wenig Natur. Vielleicht sollten wir einfach unser Bild etwas revidieren? Fürs erste lassen wir diese Frage offen und nehme einfach auf, was wir sehen. So wie so, Zeit um weiter nachzudenken bleibt jetzt nicht mehr, wir sind in Hiroshima angekommen. Die Übernachtungsfrage ist soweit gelöst, indem wir heute das Internetcafe ausprobieren. Da es das erste Mal ist, haben wir Mido um Hilfe gebeten. Nun wissen wir die Preise und hätten, wenn nötig, den japanischen Schriftzug für „flat seat“. Doch dazu später mehr. Fürs erste schliessen wir unser Gepäck ein, um gemütlich die Stadt erkunden zu können. Mit etwas Glück und Geduld erhalten wir einen der heissbegehrten grossen Schliessfächer. Gepäck ist verstaut, also kann es los gehen.

Hiroshima – Stadt des Friedens

Alleine der Name „Hiroshima“ erinnert an ein düsteres Kapitel in der Geschichte Japans. Die Stadt wurde am  6.August 1945 Ziel des Atombombenangriffs der USA. Um 8:15 Uhr wurde die Atombombe über der damaligen Handelskammer abgeworfen. Seit 1996 ist der „Atombombendom“, das Skelett des Gebäudes, ein UNESCO-Weltkulturerbe. Direkt über dem Dom ist damals die Bombe explodiert und im Umkreis stand fast kein Stein mehr auf dem anderen. So wurde der Dom zu einem Wahrzeichen für die Explosion.


Bei unserem heutigen Besuch empfängt uns die Stadt mit Sonnenschein, aufgestellten Menschen und einem sehr gemütlichen und schön gestalteten Friedenspark. Wir bewundern, wie es die Stadt geschafft hat, mit verschiedensten Denkmälern und Gedenkstätten klar und deutlich an das Geschehene zu erinnern und jeden einzelnen Besucher emotional mitzunehmen, ohne aber vorwurfsvoll oder düster zu wirken. Im Gegenteil, der Friedenspark lädt zum schlendern und nachdenken ein. Die Erinnerungen an den Atombombenangriff sind sehr präsent, jedes einzelne Schicksal soll irgendwo erwähnt und/oder erinnert werden, Überlebende erhalten eine Stimme, aber mit dem Ziel, zu erzählen, nicht zu vergesssn und für Frieden einzustehen. Hiroshima – die Stadt des Friedens.

Okonomiyaki

Doch nach einigen Stunden liegt das Thema doch schwer, besonders nach den sehr schön dargestellten aber emotionalen Erzählungen und Bilder von überlebenden Kindern. Und langsam aber sicher wird es dunkel und wir entschliessen uns, für einen „Themenwechsel“. Wir suchen das „Okonomi Mura“ (Okonomi Dorf) auf und gesellen uns an den ersten Tisch. Jeder einzelne Stand hat seine „Okonomiyaki“- Spezialität, da wir aber nach wie vor nicht Japanisch lesen können, können wir euch nicht sagen, welches bei uns das Spezielle war. Aber lecker wars. Das Essen wird direkt vor einem zubereitet und man könnte es auch vom heissen Herd essen. Wir entscheiden uns ein Teller zu nehmen, da wir uns nicht beim Essen blamieren wollen.

Internetcafé

Und nun ist es so weit, kurz vor 22:00 Uhr holen wir unser Gepäck und gehen ins Internetcafé. Ich nehme etwas vorweg, es wird nicht das letzte Mal sein. Nun eine kurze Einführung „Übernachten im Internet-/Manga-cafe“:

1. Member werden: Man muss zu erst eine Memberkarte erstellen (meist nur Name und Geburtsdatum), dies ist fast immer kostenlos.

2. Auswählen „Schlafmöglichkeit“: Es können verschiedene Möglichkeiten ausgewählt werden. Wir wählen den „flat seat“. Dies ist eine Art Box, der Boden ist eine Matratze. Weiter gibt es natürlich ein Bildschirm, PC, Kopfhörer, usw. Das Kissen ist auch schon vor Ort, eine Wolldecke und Schlappen können bei der Reception geholt werden. Wichtig: NICHT „pair flat seat“ auswählen (haben wir beim ersten Mal gewählt), man bezahlt mehr und hat weniger Platz. Denn bei den normalen „Boxen“ hat es eine verschlossene Schiebetür, die kann man öffnen lassen. Hier ein Bild von einem „pair flat seat“.

3. Auswählen Dauer: Nun muss nur noch die Dauer ausgewählt werden. Meist gibt es für die Nachtpakete 3h, 6h, 9h, 12h. Ist auch dies gewählt, beginnt die Zeit ab sofort.

4. Eingecheckt: Somit wäre alles Organisatorische erledigt. Nun können wir uns einrichten, surfen, etwas zu trinken holen (Soda, Kaffee, usw. stehen frei zur Verfügung), schlafen, duschen (manchmal kostenfrei, manchmal um die 300 ¥). Ach ja, natürlich würde auch eine grosse Mangabibliothek (nur japanisch) zur Verfügung stehen. Und wir benutzen das erste Mal unsere Flug-Schlafmasken. Es ist zwar abgedunkelt und sehr ruhig, aber nicht ganz. Und morgens pünktlich auschecken 🙂

Es ist nichts Ungewohntes, in einem Internetcafé zu übernachten, viele Japaner nutzen diese Art Übernachtungsmöglichkeiten z.B. nach dem Ausgang oder bevor sie Freunde besuchen :).

Myamjima

Frühmorgens geht es für uns weiter nach Myamjima. Nicht weil wir grosse Pläne haben, sondern unsere 9h-Internetcafe sind um 7:00 Uhr morgens vorbei. Noch etwas schlafgetrunken sitzen wir dann schon bald auf der Fähre auf die Insel Myamjima. Die Insel war früher so heilig, dass Normalsterbliche sie nicht betreten durften. Das sieht heute etwas anders aus, überall tummeln sich die Besucher.

Angekommen realisieren wir, dass wir dank der Morgenstunden nun noch zum Toori, ein mächtiges Schreintor, gehen können, denn es ist Ebbe. Bei Flut oder steigender Flut befindet sich das Tor im Wasser und ist ein typisches Wahrzeichen von Japan. Der Vorteil bei Flut ist, dass dir keine Touristen im Fotomotiv stehen 😉

Den restlichen Tag verbringen wir an der Sonne, beobachten wie das Wasser steigt, mehr und mehr Touristen herbei strömen (das gute Wetter und die Silverweek sind deutlich zu spüren) und lassen uns von der Ferienstimmung der vielen japanischen Touristen anstecken.

 

An den Hauptorten befinden sich überall Rehe welche gerne Kekse aus den Taschen knabbern. Da kommt es schon mal vor, dass sie versuchen die Navigationskarte oder Kleidungsstücke zu fressen.

Weiter Richtung Kyushu

Eigentlich ist es uns egal wo wir jetzt übernachten, Hauptsache wir fahren Richtung Kyushu, der südlichen Insel Japans. Denn kurzfristig wurden zwei Plätze für die Tour auf Hashima, „Gunship-Island“, bei Nagasaki frei. Sofort haben wir gebucht, haben wir schon nicht mehr daran geglaubt, dies machen zu können. Doch bis es so weit ist, sind es noch drei Nächte. Also wieso nicht diese Zeit im Süden nutzen? Aber egal, welchen Ort wir eingeben, die preisgünstigen Zimmer sind nach wie vor ausgebucht. In Beppu soll es zwei Internetcafés geben und Entspannen in einem Onsen klingt nach einem guten Plan. Gegen Abend holen wir erneut unser Gepäck aus den Schliessfächern und machen uns auf den Weg nach Beppu.